(4) Zweites Erwachen

Als Flash aufwachte, hatte er einen völlig trockenen Mund. Seine Kopfschmerzen spürte er nur noch dumpf hinter der Stirn. Eine kleine Lampe brannte auf dem Nachttisch neben dem Bett, in dem er lag. Durch die halbgeöffnete Tür fiel ein Lichtschein. Er hörte leise Stimmen.Vorsichtig setzte er sich auf und stellte die nackten Füße auf den Boden. Er trug nur einen Slip. Über einem Stuhl lag ein Bademantel. Die zwei Meter bis dorthin taumelte er. Das Kleidungsstück paßte wie angegossen. Langsam bewegte er sich zum Zimmer hinaus auf einen unbeleuchteten Gang. Nach rechts traf sein Blick auf eine Wand, links erkannte Flash am Ende des Ganges eine Treppe, die nach unten führte.
Er torkelte geradeaus auf eine Tür zu, die dem Zimmer, in dem er gelegen hatte, gegenüberlag. Hinter der Tür befand sich ein blaues Sofa, auf dem sein rothaariger Retter saß. Neben ihm eine schwarzbepelzte Elfin, die ihm einen erschrockenen Blick zuwarf und sofort aufstand. Sie legte ihm ihre Hand auf die Schulter und sagte: "Du darfst eigentlich noch gar nicht aufstehen. Wie geht es dir?"
"Scheiße", murmelte er und ging auf das Sofa zu. "Total scheiße." Flash setzte sich neben Buzz und fragte: "Hey, Dreadlock, hast du 'ne Zigarette für mich?"
Buzz hielt ihm lachend sein Päckchen hin. "Hey, Justine, wenn er schon rauchen will, dann war deine Behandlung nicht ohne." An Flash gerichtet: "Meine Wenigkeit heißt übrigens Buzz. Es gab leider noch keine Möglichkeit, sich vorzustellen."
Er reichte Flash die Hand, die dieser zwar nahm, aber er sagte nichts. Er starrte Buzz fragend an, griff sich kurz mit der linken an den Kopf, sah Buzz erneut an, dann Justine und flüsterte: "Ich kenne meinen Namen gerade nicht. Ich - hab - irgendwie alles vergessen."
Buzz und Justine warfen sich einen fragenden Blick zu. Buzz holte eine Flasche Wasser unter dem Tisch vor dem Sofa hervor und reichte sie Flash. Justine setzte sich in einen Sessel gegenüber. "Das ist nicht dein Ernst, oder?"
"Ich bin in diesem Müllhaufen aufgewacht und weiß nichts mehr", murmelte er völlig abwesend. "Null, rien, niente!" zischte er. Er nahm seine Hände vors Gesicht und rieb es so, als wolle er den Schlaf der letzten Stunden vertreiben. "Ich kann mich ums Verrecken nicht erinnern."
"Ein John Doe!" rief Buzz. "Du meine Güte, ich wollte immer schon mal einen kennenlernen." Buzz starrte auf den Mann neben sich. "Es muß eine Menge sein, was du vergessen hast. Du mußt mindestens dreißig sein."
Flash lachte plötzlich leicht hysterisch. "Ich finde das völlig verrückt."
"Du hast ehrlich keinen Namen?" fragte Justine.
"Natürlich hab ich einen Namen", kam es sofort zurück.
"Also was jetzt", warf Buzz ein. "Hast du einen oder hast du keinen?"
"Ich habe einen, aber ich weiß ihn nicht", erwiderte Flash nachdenklich.
"Wo hast du gewohnt? Was arbeitest du? Bist du aus Seattle? Oder wo warst du vorher, bevor du nach Seattle kamst? Wo wolltest du hin?" ratterte Buzz herunter.
"Ach, ich bin in Seattle. Ich glaube, da war ich noch nicht." Flash nahm die Wasserflasche und trank sie halb leer. Atemlos holte er mehrmals tief Luft. "Ich habe sogar in meinem Headmem ein großes Loch", grinste er Justine an. "Alles gelöscht." Er legte sich zur Seite gegen die Armlehne des Sofas und schloß die Augen. "Ich bin tierisch müde", kam es aus seinem Mund. "Was habt ihr mir gegeben?" Buzz fing gerade noch die Flasche auf, die Flash aus der Hand rutschte, als er bewußtlos in sich zusammensackte.
Buzz und Justine brachten ihn zurück in sein Zimmer und legten ihn ins Bett. "Ich denke, er braucht mindestens noch 10 Stunden, bis er wieder halbwegs bei klarem Verstand ist." Justine betrachtete die seltsam verkrustete Naht auf der Stirn des Mannes. "Vielleicht erinnert er sich ja, wenn er das nächste Mal aufwacht."

(3) Bonsaitraum

Als Leo um 22:30 Uhr unter der Dusche stand, fragte sie sich, ob sie tatsächlich noch zu Adam fahren sollte. Er hatte zwar gesagt, sie könne gerne vorbeikommen, jedoch behagte es ihr nicht, noch so spät bei ihm vorbei zu fahren.
Als sie in ihrer verwaschenen Jeans, dem alten, abgetragenen dunkelgrünen Rollkragenpullover und barfuß aus dem Umkleideraum auf den unbedachten Vorplatz trat, stand Cheng Pei Pei mitten darin und zupfte von einem Bonsai die vertrockneten Blätter ab. Leo stellte sich neben den kleinen Mann, der genau so groß war wie sie. Ganz leicht berührten sich ihre Schultern.
"Als ich die kleine Eiche damals zum ersten Mal sah, kam sie mir so unglaublich verletzlich vor", sagte Leo. "Sie war so klein und zart. Ich dachte, wie oft es passieren könnte, daß jemand über sie stolpert, weil man sie so leicht übersehen kann. Wenn ich die älteren Schüler beobachtete, wie sie hier draußen trainierten und dem Bäumchen manchmal um Haaresbreite nahekamen, so trafen sie doch nie." Leo dachte einen Moment lang nach, während Cheng weiterzupfte, ohne sie anzusehen.
"Es dauerte fast ein Jahr, bis ich begriff, daß sie ganz bewußt an dieser Stelle angehalten hatten", sprach Leo weiter. "Ich fragte mich, wie groß die Angst des kleinen Baumes sein mußte bei so vielen Angriffen. Eine Antwort darauf fand ich erst ein weiteres Jahr später, als ich zum ersten Mal selbst hier draußen trainieren durfte. Ich fand heraus, daß der Bonsai keine Angst hat."
Leo schaute gebannt dem sanften Zupfen ihres Meisters zu. Die Bewegungen seiner Finger ähnelten sehr denen ihres Vaters, wenn er an den winzigen Uhrwerken herumgezupft hatte und gleichzeitig ihr und Gorden von dem Phänomen Zeit erzählt hatte.
"Es gibt eine Legende, in der gesagt wird", der alte Mann machte eine kleine Pause und zupfte ein weiteres Blatt ab, "daß man die zu Laub gewordenen Blätter einer solchen Eiche unter sein Kopfkissen legen soll, auf das man sich bettet. Der Traum, den man in dieser Nacht träumt, wird angeblich wahr."
Cheng Pei Pei drehte sich Leo zu und hielt ihr seine geschlossene rechte Faust hin, in der sich die abgezupften winzigen Blätter befanden. Leo öffnete und legte ihre Hände wie zu einer Schale geformt unter die Hand Chengs. Vorsichtig gab der alte Meister seiner Schülerin das Laub und lächelte.
Leo lachte verhalten zurück. Sie nahm die Blätter in die rechte Hand und zog mit der linken das schwarze Seidentuch aus ihrer Hosentasche. Sie hockte sich hin, legte das Tuch auf den Boden und streute die Blätter auf das Tuch. Sie knotete die Seide zusammen und nahm sie in die Hand. Als sie aufstand, sah sie Cheng direkt in die Augen.
"Was würdest du tun, wenn ich dir nicht mehr vertraute, Cheng?" fragte sie.
"Ich würde dich wahrscheinlich töten", antwortete dieser so schnell, daß es Leo überraschte. Sie trat zwei Schritte zurück.
"Warum fragst du mich das, Leo?" Chengs Gesicht blieb die Fassade, die es immer wahrte, wenn er zutiefst berührt war.
Leo senkte ihren Blick und betrachtete den Boden vor ihren Füßen. "Manchmal habe ich Angst davor, mein Vertrauen zu verlieren", antwortete sie. Cheng schwieg. Eine kurze Pause entstand. "Wann werde ich ...?"
"Das wirst du wissen, wenn es soweit ist", unterbrach er sie.
Der alte Chinese lächelte. "Du solltest dich vor allem in Geduld üben, Leonore Pinkerton. Geduld ist das Maß deiner Konzentration."
Leo deutete eine Verbeugung an und drehte sich um. Cheng wandte sich sofort wieder dem Bonsai zu, als seine beste Schülerin langsam über den großen Platz nach draußen ging. Als sie durch die Tür hindurch war, schlüpfte sie in ihre leichten Lederstiefel und verließ nachdenklich das Gelände der Schule.

(2) Erstes Erwachen

Als er aufwachte, fiel sein Blick auf vier Müllcontainer, um die herum und auf denen unzählige Tüten aufgetürmt waren. Zahlreiche Ratten liefen darauf herum, durchwühlten mit ihren winzigen Pfötchen Papier, Dosen, Plastik und jede Menge verschimmelte Lebensmittel, deren Abholung schon einige Tage überfällig war. Emsig schnupperten die kleinen Näschen hier und dort und konnten sich nicht so recht entscheiden, welchen der vielen Leckerbissen sie nehmen sollten. Die Ratten fauchten sich an und schnappten nacheinander. Noch bevor die Ratte es überhaupt registriert hatte, befand sich eine von ihnen in seiner rechten Hand, als sie auf seine Brust sprang.
Vor seinem rechten Auge sah er eine Ziffernfolge rot aufleuchten. 19.23.7135413. Er konnte sich an gar nichts erinnern. Weder,wie er in diesen stinkenden Müllhaufen geraten war, noch wo er herkam, geschweige denn, daß ihm auch nur ein Detail seiner kompletten Vergangenheit einfiel. Er hatte ein Loch im Kopf, das mit nichts gefüllt war außer dem, was er gerade dachte.
"Interessant", dachte er laut. "Ich erinnere mich an nichts, aber ich erinnere mich daran, daß es ein Gedächtnis gibt."
Er setzt sich auf und hielt die sich windende Ratte ganz nah vor sein Gesicht. Es war ihr kaum möglich, den Kopf zu bewegen, so eng umschlungen hielt die große Hand den kleinen Körper. "Weißt du, daß ich dich einfach so zerquetschen könnte", grinste er den Nager freundlich an. "Ich könnte dir auch den Kopf abbeißen. Mein Name ist Flash Light, und das bedeutet, daß..."
Er sprang auf und ließ die Ratte einfach fallen. "Das bedeutet, daß ich mich an meinen Namen erinnere." Er griff sich an die Stirn und stöhnte auf, weil ihn ein Schmerz durchfuhr, der ihm sagte, daß sich an seiner Stirn eine Wunde befand, von der er bisher auch nichts gewußt hatte. Seine Finger tasteten vorsichtig. Eine dicke Kruste deutete darauf hin, daß er sich vor nicht allzu langer Zeit eine Kopfverletzung zugezogen haben mußte.
"Scheiße!" fluchte er und stand langsam auf. Er klopfte sich Schmutz von der Jeans ab, den er nicht sehen konnte. "Restlichtverstärker", murmelte er. Im selben Moment wurde es um seinen Oberschenkel, den er betrachtete, sichtlich heller. "Interessant."
Während er wie leicht betrunken zur Gasse hinaus Richtung Straße schwankte, griff er in sämtliche Taschen seiner Jacke, die er trug. Er fand nichts außer zwei Cornyriegeln. "Soyfraß", raunte er und blinzelte, weil das Licht der Straßenlaterne ihn blendete. Er wendete sich nach rechts und ging auf ein Schaufenster zu.
"Damenreizwäsche", las er die großen Lettern, von denen die grüne Farbe bereits abblätterte, so alt schienen sie zu sein. Flash mußte sich etwas herunterbeugen, um sich im Glas der Fensterscheibe vor einem schwarzen Hüfthalter spiegeln zu können. Er erkannte die Wunde an der Stirn nur als schwarzen Strich. Aber er sah, daß sie sich von der Schläfe über die Stirn bis zur Augenbraue zog. Sie schien ziemlich frisch genäht zu sein.
Plötzlich fiel ihm ein, daß er vielleicht eine Tasche oder etwas ähnliches bei sich gehabt haben könnte. Deshalb ging er noch einmal zurück zu den Mülltonnen. Er begann vorsichtig, in dem Müllhaufen vor den Tonnen herumzusuchen, ob er etwas fand. Er nahm das Geräusch des Abzugs noch vor dem Schuß wahr. Das rettete ihm das Leben, weil er sich zwischen Abzug und Schuß geduckt hatte, wodurch Buzz, den die abgeschossene Kugel eigentlich hätte treffen sollen, die jetzt aber über ihn hinwegzischte und ein anderes Ziel fand, stolperte. Andersherum gesagt - Buzz stolperte über Flash, weil der eine nicht im Dunkeln mit dem anderen gerechnet hatte. Buzz wußte nicht, daß Flash ihm das Leben gerettet hatte. Er wußte nicht, daß Flash zufällig einer von den fünf lebenden Menschen war, die über die Fähigkeit verfügten, in Gefahr so schnell ragieren zu können, wie es eben vom Klicken des Abzugs bis zum Knall des Schusses dauert.
Flash stand schneller wieder auf als Buzz. Eine Kugel pfiff gefährlich nah an seinem Kopf vorbei. Er griff nach dem am Boden liegenden Mann und zerrte ihn hoch. Der rannte sofort los und Flash hinterher. Er dachte nicht darüber nach, was er tat. Er dachte, daß Buzz wissen mußte, wo sie sich befanden und wohin er wollte, weil er sich so zielstrebig durch die Gassen und Hinterhöfe des Viertels bewegte.
Irgendwann stieß Buzz eine Tür auf und schob ihn eine Treppe hinunter. Flash stolperte und landete unsanft auf dem Steinboden davor. Es war dunkel. Sie atmeten nicht. Draußen waren Schritte zu hören. Er spürte eine Hand, die ihn mit sich zog. Langsam tasteten sie sich einen Weg durch die Dunkelheit. Es roch nach Schimmel und Feuchtigkeit, die man in uralten Kellern findet, deren Wände Jahrzehnte lang nicht geweißt worden waren.
"Lichtverstärker", flüsterte Flash und sah im Dunkeln am Boden eine Spinne vorbeihuschen.
"Was?" kam es von Buzz.
"Ich habe Lichtverstärker", antwortete er.
"Sowas brauch ich hier nich", meinte Buzz. Der Gang is mein üblicher Nachhauseweg."
"Bist du immer auf der Flucht, wenn du nach Hause gehst?" fragte Flash und blieb stehen. Er griff sich mit der linken Hand an den Kopf und stöhnte laut. Das Hämmern hinter seiner Stirn war so heftig, daß ihm schlecht wurde und er würgen mußte.
"Hast du was abgekriegt?" fragte Buzz nervös.
"Nein, nur höllische Kopfschmerzen." Flash war schwindelig.
Buzz öffnete eine Tür, die rechts von ihnen aus dem Nichts aufgetaucht war. Sie betraten ein Treppenhaus, dem man ansah, daß es vor langer Zeit seine besten Zeiten erlebt hatte. Buzz führte ihn in eine Wohnung im Erdgeschoß. Flash nahm noch wahr, daß Buzz knallrote Dreads hatte, die ihm bis zur Hüfte gingen. Dann kippte er einfach um.

(1) Dämmerung


Es regnete. Der Himmel über Seattle war so wolkenverhangen, daß es unmöglich war, sich vorzustellen, daß es Tage gab, an denen tatsächlich die Sonne schien. Leo zog drei Schubladen auf, bevor sie in einer vierten zu wühlen begann. Sie zog ein schwarzes Seidentuch hervor, schlug es mit beiden Händen glatt und faltete es in der Mitte zu einem Dreieck. Mit seit Jahren geübtem Griff schlug sie es sich um den Hals, griff schnell nach einem kleinen Parfümfläschchen, besprühte sich rechts und links unter dem Ohr und eilte aus dem Zimmer. Sie hüpfte fast die Treppe hinunter und ging in die Küche. Sammy saß am Tisch und las in einem Buch während er Cornflakes aß. Leo warf ihm einen leicht mißbilligenden Blick zu. Sie haßte das laute crunchende Geräusch, daß Sam beim Essen machte. Vor allem deshalb, weil er es besonders laut beherrschte und es auch tat.
"Gehst du?" fragte er, ohne von seinem Buch aufzusehen.
"Ja."
"Wann kommst du zurück?
Vielleicht nie, dachte Leo und antwortete. "Keine Ahnung."
Sammy sah auf. Ihre Blicke trafen sich wie so oft in letzter Zeit nur kurz. "Geht es dir gut?" fragte er.
"Ja, Sammy." Sie drückte ihm einen Kuß auf die Wange. "Mach's gut, Kleiner." Sie schnappte sich ihre Trainingstasche und verließ das Haus.
Schnellen Schrittes ging sie zu ihrem alten Ford, öffnete die Fahrertür, warf die Tasche auf den Beifahrersitz und ließ sich hinter das Lenkrad fallen.
"Weißt du, Honnecker", sagte sie, als sie die Tür mit voller Wucht zuzog. "Manchmal denke ich, mein Leben könnte viel einfacher sein."
Niemand saß im Auto außer Leo. Sie nannte den Wagen Honnecker, weil er schon Honnecker hieß, als ihr Vater ihn 2023 von seinem Vater übernahm. Honnecker war ein Familienauto. Der Großvater hatte es 1998 von einem Gebrauchtwagenhändler gekauft und Honnecker, aber niemand wußte, warum.
Der alte Ford hatte schon einiges mitgemacht. Einen Unfall verursachte der Großvater selbst. Achtzehn Jahre später saßen Leo, ihre Eltern und zwei ihrer Brüder darin, als der Motoradfahrer direkt in sie hinein fuhr. Der letzte Unfall lag sieben Jahre zurück, als Leo mitten auf der Interstate, zum Glück nur mit 90 km/h, der rechte Vorderreifen platzte. Honnecker schlidderte etwa 50 Meter an der Leitplanke entlang, bevor er zum Stehen kam. Seitdem brauchte der Wagen immer drei Anläufe, bis der Motor lief.
Leo verließ Takoma, die Gegend, in der sie wohnte, über kleine verwinkelte Gassen, bis sie die Auffahrt zur Interstate erreichte. Ihr Ziel war Renton, wo sich das Dojo befand. Für andere weniger antiquierte Autos dauerte die Fahrt dorthin nur eine viertel Stunde. Honnecker legte die Strecke in einer halben Stunde zurück. Er war kein normales Auto. Er war alt.
Um 20:30 Uhr setzte die Dämmerung ein. Allerdings fiel das an diesem Tag weniger auf. Man hätte auch meinen können, Seattle sei im Dauerdämmerzustand, weil sich der bedeckte Himmel nach der Morgendämerung nicht aufgeklärt hatte. Leo fragte sich, ob es vielleicht inzwischen so war, daß es gar keinen Tag mehr gab, sondern nur noch einen Zustand zwischen Tag und Nacht.